Fragen zu "Schutz durch Therapie"

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Im vorherigen Video „Schutz durch Therapie“ gab es viele Informationen. Bestimmt hast du viele Fragen dazu oder einiges ist unklar geblieben. Deshalb wollen wir nun versuchen, alles noch mal genau zu beantworten.

Vielleicht fragst du dich, ob das alles wirklich stimmt oder woher man weiß, dass das alles richtig ist und du dir sicher sein kannst, dass du geschützt bist.

Es gab viele verschiedene wissenschaftliche Studien zu dem Thema, die die Aussagen des vorherigen Videos belegen. So gilt es als bewiesen, dass HIV-positive Menschen, die sich in medikamentöser Behandlung unter der Nachweisgrenze befinden, sexuell niemanden anstecken können und Geschlechtsverkehr ohne Kondom möglich ist. Und das gilt für alle Menschen, egal ob du beispielsweise eine heterosexuelle Frau, ein heterosexueller Mann oder ein schwuler Mann bist und egal, ob du Vaginal- oder Analverkehr hast.

Wenn du das jetzt gerne noch mal nachlesen möchtest, ist das kein Problem. Hier bekommst du mehr Informationen: „https://www.aidshilfe.de/meldung/partner-2-studie-hiv-therapie-schuetzt-sexpartnerinnen-hiv“.

Die „PARTNER 2 Studie“ ist in diesem Zusammenhang besonders für schwule Männer interessant.

In dieser Studie wurden ca. 1000 schwule Paare über einen Zeitraum von 4 Jahren wissenschaftlich begleitet. Dabei war jeweils ein Partner HIV-positiv, unter Therapie und unter der Nachweisgrenze. Der andere Partner war HIV-negativ. Alle Paare sagen von sich selbst, dass sie während des Forschungszeitraumes durchgehend ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt haben. Sie haben die ganze Zeit keine Kondome benutzt. Während des Forschungszeitraumes wurde von den Paaren auch keine PrEP eingenommen. Nachzulesen ist, dass es im Rahmen dieser Studie etwa 77.000-mal Analverkehr ohne Kondom und ohne andere Schutzmöglichkeiten gegeben hat. Während der Studie hat sich keine einzige der HIV-negativen Personen angesteckt.

Ohne den Schutz durch die erfolgreiche HIV-Therapie, also ohne Medikamente, die die Viruslast unter die Nachweisgrenze bringen, wären ca. 500 Infektionen zu erwarten gewesen.

Bereits vorher gab es eine PARTNER-Studie mit heterosexuellen Paaren, von denen ebenfalls ein_e Partner_in HIV-positiv, in medikamentöser Behandlung und unter der Nachweisgrenze und ein_e Partner_in HIV-negativ war. Auch schon in dieser Studie wurde das HI-Virus auf niemanden übertragen. Um die Datenlage zu verbessern und noch sicherer zu sein wurde danach aber noch mal die schon erwähnte PARTNER-2-Studie durchgeführt.

In der Medizin gibt es nie eine hundertprozentige Sicherheit. Man rechnet immer mit einer statistischen Unsicherheit. Die Sicherheit der PARTNER-2-Studie ist allerdings atemberaubend hoch. Selbst im ungünstigsten Fall (dass sich beim 77.001. Sexualakt eine Übertragung ereignete) müsste ein Paar ein halbes Jahrtausend lang Sex ohne Kondom haben, damit es zu einer Infektion kommen könnte. Solche Sicherheit gibt es sonst kaum in der Medizin.

Wenn du noch mehr Hintergrundinformationen zum Thema oder mehr über die Studie erhalten möchtest, kannst du dich unter „www.magazin.hiv/2018/01/28/die-fakten-hinter-uu“ informieren und dazu mehr erfahren. Klicke dazu einfach auf den Link.

Wie funktioniert es jetzt aber genau?

Wir wollen dir jetzt aber noch mal genau erklären, warum das Virus unter erfolgreicher Therapie nicht ansteckend ist. Im vorherigen Video haben wir ja gesagt, dass die Behandlung von HIV mit Tabletten dazu führt, dass das Virus nicht mehr im Blut auffindbar und auch nicht mehr nachweisbar ist. Trotzdem ist das Virus noch im Körper. Vielleicht wunderst du dich ja, warum das Virus nicht übertragen werden kann, wenn es doch noch da ist?

Das liegt daran, dass bei HIV-positiven Menschen, die unter der Nachweisgrenze sind, zu wenig Viren im Blut sind. Eine Ansteckung ist dann nicht möglich. Selbst wenn manchmal etwas mehr Viren vorhanden sind, ist eine Ansteckung nicht möglich. Erst wenn die Viruslast stark ansteigt und sich viele Viren im Blut befinden, kann es zu einer Ansteckung kommen.

Wenn also nur noch sehr wenige Viren im Blut vorhanden sind, versteckt sich das Virus sozusagen. Daher kann es auch nicht ganz beseitigt oder entfernt werden. Das ist aber kein Problem für Betroffene und ihre Sexpartner_innen, solange die Medikamente regelmäßig eingenommen werden. Wenn jedoch die Tabletten abgesetzt werden, vermehrt sich das Virus wieder, bald auch explosionsartig. Der körperliche Zustand verschlechtert sich dann in der Folge immer weiter und Übertragungen des Virus sind möglich. Deshalb ist es sehr wichtig, dass HIV-Positive regelmäßig ihre Tabletten einnehmen, und das müssen sie auch ein Leben lang tun.

Das bedeutet, dass es bisher nicht möglich ist, HIV komplett zu heilen, zumindest zurzeit noch nicht. Wer weiß schon, was die Zukunft mit sich bringt. HIV ist aber jetzt schon gut behandelbar.

Wir wollen dir aber hier noch mal genauer etwas zu der Schutzfunktion der HIV-Therapie erklären. Damit du gut nachvollziehen kannst, dass du dich damit sicher fühlen kannst.

Nehmen wir mal an, du bist HIV-negativ und lernst eine Person kennen, die dir sagt, dass sie HIV-positiv ist. Sie ist aber unter Therapie und unter der Nachweisgrenze. Du weißt ja jetzt nicht hundertprozentig, ob die Person auch wirklich regelmäßig die Tabletten einnimmt und wirklich unter der Nachweisgrenze ist. Du kannst es der Person ja nicht ansehen.

Aber sind wir mal ehrlich. Warum sollte die Person dich belügen? Wenn sie doch schon so ehrlich war und dir offen erzählt, dass sie HIV-positiv und unter der Nachweisgrenze ist. Die Person hat doch zumindest schon mal großes Vertrauen gezeigt. Schließlich könntest du auch diese Information missbrauchen und überall rumerzählen, dass die Person HIV-positiv ist. Versuch dich mal in den anderen Menschen reinzuversetzen. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss, den du bekommen hast, und die andere Person geht mit dem Coming-out das Risiko ein, ausgegrenzt und diskriminiert zu werden.

Es kommt immer auch auf die Situation und das Setting an. Bist du gerade zum Beispiel im Darkroom oder auf einem Parkplatz, wo du keine Ahnung hast, wen du da triffst? Oder ist es ein Fickfreund, den du schon ein bisschen kennst und einschätzen kannst? Oder betrifft es deine_n feste_n Partner_in, den_die du jeden Tag siehst und mitbekommst, wie er_sie die Medikamente einnimmt?

Du merkst, dass viele Dinge eine Rolle spielen, wenn du entscheiden musst, wem du vertraust und wem nicht. Aber geh mal davon aus, dass jemand, der so offen über seine HIV-Diagnose spricht, dich in der Regel nicht verarschen will.

Versuch doch mal, es so zu sehen: Es gibt drei Möglichkeiten, sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen:

  • Als erstes gibt es das Kondom, das kennst du ja schon. Das ist für beide Partner_innen ein sicherer Schutz vor Übertragung. Beide wissen, dass sie Safer Sex haben, und können beruhigt sein.
  • Zweitens gibt es jetzt auch die neue Möglichkeit des Schutzes durch Therapie. Wenn du also Sex mit einem Menschen hast, der unter der Nachweisgrenze ist, bist du auch geschützt und kannst dich nicht anstecken. Allerdings musst du der Person vertrauen, dass sie regelmäßig die Tabletten einnimmt.
  • Als drittes gibt es die Möglichkeit Schutz durch PrEP. Wenn du HIV-negativ bist und selbst die PrEP einnimmst, weißt du, dass du geschützt bist.

Im nächsten Video werden wir dir alles Wissenswerte zum Thema PrEP genau erklären.

Falls du noch mehr Informationen zum Thema „Schutz durch Therapie“ haben möchtest oder du noch Fragen hast, wende dich gerne an das Gebärden-AIDS-Team. Oder schau unter „www.iwwit.de/schutz-durch-therapie“ oder unter „www.aidshilfe.de/schutz-therapie“ die Informationen an.

Ansonsten schau dir gerne das nächste Video zum Thema PrEP an. Dort erklären wir, was eine PrEP ist, wie genau sie funktioniert und woher du eine PrEP bekommen kannst.